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auch auf Kartoffel bildeten manche Stämme, wenn für genügende Feuchterhaltung Sorge getragen wurde, ziemlich üppige Kulturen in Gestalt leicht bräunlicher Rasen.

Sehr auffallend erschien auch uns namentlich bei den ersten Kulturen, die wir gewannen, das schnelle Erlöschen der Ueberimpfbarkeit. Röhrchenkulturen erwiesen sich nicht selten schon nach 1 bis 2 Tagen als nicht mehr übertragbar. Bei genügend vorhandenem Kondenswasser und Verschluß der Röhrchen mit Gummikappen blieb dagegen die Uebertragbarkeit 8-14 Tage und vereinzelt auch länger erhalten.

Eine in differenzial-diagnostischer Beziehung wichtige Eigenschaft der M., die wir an allen Stämmen feststellen konnten, und die sich auch weiterhin bestätigt hat, beruht in ihrer Fähigkeit gewisse Zuckerarten zu vergären. Bei Ausstrich auf die Asciteslakmuszuckerplatte bilden sie aus Traubenzucker und Maltose Säure, nicht aber aus Dulzit, Mannit, Lävulose, Galaktose, Rohrzucker, Milchzucker, Inulin.

Die geringe Widerstandsfähigkeit gegen schädigende Einflüsse wird von allen Autoren, die mit den Weichselbaumschen Kokken zu tun hatten, besonders hervorgehoben. Praktisch bedeutungsvoll ist namentlich ihre Empfindlichkeit gegen Eintrocknung. Werden die M. in Kochsalzlösung suspendiert in dünner Schicht angetrocknet, so erweisen sie sich schon in kurzer Zeit, in der Regel schon nach mehreren Stunden, abgetötet. In stark eiweißhaltigem Vehikel, wenn sich Deckenschichten bilden können, bleibt die Lebensfähigkeit etwas länger erhalten, doch auch nicht über einige Tage. Direktes Sonnenlicht tötete die M. in Kulturen im Verlauf einiger Stunden ab. Von der Einwirkung des diffusen Tageslichtes dagegen konnten wir keinen schädlichen Einfluß bemerken. Niedrige Temperaturen wirkten insofern ungünstig auf die Lebensfähigkeit, als sie eine weitere Vermehrung der M., die bei Aufenthalt im Brütschrank die Uebertragbarkeit erhält, unmöglich machen. Aufenthalt der Kulturen im Eisschrank wirkte nicht sichtlich ungünstiger als solcher bei Zimmertemperatur. Erhöhte Temperaturen töteten die M. ziemlich schnell ab. Bei 60° erfolgte Abtötung in 10 Minuten. Bei 70° in 5 Minuten. Entsprechend ihrer allgemeinen Hinfälligkeit sind auch schon dünne Lösungen (einprozentige) der gebräuchlichen Antiseptika imstande, nach kurzer Einwirkung (1 Minute) Abtötung hervorzurufen.

Auf die geringe Empfindlichkeit unserer gebräuchlichen Versuchstiere für Infektionen mit dem M. hatte schon Weichselbaum in seiner ersten Veröffentlichung hingewiesen. Der subkutanen Infektion widerstanden auch bei unseren Versuchen sämtliche Tiere. Bei intraperitonealer Einführung von 1-2 Oesen frisch aus dem Menschen gezüchteter Kulturen starben Mäuse in 1-2 Tagen. Im Exsudat der Bauchhöhle fanden sich die M. hier meist intrazellulär gelagert in wechselnder Menge vor, ebenso im Blute. Auch Meerschweinchen gingen, in der gleichen Weise infiziert, in 1-2 Tagen zugrunde. Bei dieser Tierart kam es auch zu einer deutlichen Vermehrung der M., doch nur bei einzelnen Individuen, während andere der gleichen Dosis völlig widerstanden, noch andere zwar starben, bei der Sektion aber keine lebenden Kokken mehr aufwiesen. Noch weniger empfänglich

erwiesen sich Kaninchen, deren Tod nur durch große Dosen und bei intravenöser Einführung eintrat. Auch hier waren die tödlichen Dosen sehr verschieden. Bei der Sektion der prompt und an relativ kleinen Dosen gestorbenen Tiere fiel die erhebliche Größe der Thymusdrüse auf, ein Befund, der wiederholt auch bei den an foudroyanter Genickstarre gestorbenen Personen erhoben werden konnte.

Eine Erhöhung der Virulenz durch wiederholte Tierpassage ist uns, so sehr wir auch die Verfahren variierten, niemals gelungen. Im Gegenteil trat nach wiederholter Passage eine Abnahme der Virulenz ein. Die einzige Tierart, bei der es möglich war, eine der menschlichen Genickstarre ähnliche Erkrankung in klinischer wie pathologischanatomischer Beziehung hervorzurufen, waren gewisse Affenarten. Die Befunde sind im klinischen Jahrbuche eingehend veröffentlicht. Als auffallenden Befund will ich hier nur nachtragen, daß bei einem der Tiere, das nach schwerer Krankheit sich zunächst erholt hatte, dann aber an Kachexie langsam einging, die Sektion eine deutliche Auflagerung auf dem Rückenmark ergab, die noch zahlreiche Meningokokken enthielt. Wie schon bemerkt, kommt es bei unseren Versuchstieren mit Ausnahme vielleicht der Meerschweinchen und der Affen nicht zu einer Vermehrung der Meningokokken im Organismus. Die Tiere sterben vielmehr an Intoxikation durch das eingebrachte Gift. In einer Mitteilung in der Deutschen medizinischen Wochenschrift (1906) teilt Ruppel mit, daß es ihm gelungen sei, durch konsequente Züchtung der Meningokokken auf flüssigen Nährböden einen für Mäuse und Kaninchen hochvirulenten Stamm zu gewinnen. Nach seiner Beschreibung bin ich noch nicht in der Lage, das so erhaltene Bakterium für einen Meningokokkus anzusehen, halte es vielmehr nicht für ausgeschlossen, daß es sich hier um ein ganz anderes, vielleicht in die bekannte Gruppe der Septikämieerreger gehöriges Lebewesen gehandelt hat. Was die Giftwirkung der Meningokokken betrifft, so rufen abgetötete Kulturen, unter die Haut von Meerschweinchen und Kaninchen gebracht, Infiltrate hervor, die weiterhin meist in Abszedierung übergehen. In die Bauchhöhle gespritzt, können sie tödlich wirken. Die Sektion ergibt dann ein Bild, ähnlich dem nach Einführung der lebenden Kokken. Bei längerer Züchtung auf flüssigem Nährboden gehen Gifte in die Kultur über, die durch Erhitzung auf 60° nicht wesentlich geschädigt werden. Die tödliche Dosis dieser Gifte betrug bei unseren Filtraten etwa 0,1-0,2 ccm für die Maus bei-intraperitonealer Einführung. Wiederholte Einführung des Giftes bedingt bei Meerschweinchen und Kaninchen in der Regel eine fortschreitende Kachexie. Die Behandlung läßt sich aber auch bei diesen kleinen Tieren so ausführen, daß eine ausgesprochene Immunität zustande kommt, die auf der Bildung von Antitoxinen beruht, und vielleicht für die Zukunft die Herstellung eines wirksamen Serumpräparates erhoffen läßt.

Kaninchen, die wiederholt in geeigneter Weise mit Meningokokken behandelt waren, zeigten in ihrem Blut Agglutinine, die Meningokokken, nicht aber die später zu besprechenden Meningokokken ähnlichen Bakterien, mit Ausnahme der Gonokokken in einer Verdünnung des Serums von 1:400 bis 1:800 agglutinierten. Normales Kaninchenserum erwies sich auf die während der Epidemie gewonnenen Meningokokken in Verdünnung bis 1:10 wirkungslos. Ein Uebelstand für die Diagnostik vermittels dieser Sera ist das wenig gleichmäßige Verhalten der verschiedenen Stämme. Man stößt nicht selten auf schwer agglutinable, die auch nach 24 stündigem Aufenthalte der Röhrchen bei Brüttemperatur keine deutliche Reaktion erkennen, lassen, Beschleunigt wird die Reaktion durch Einwirkung höherer Temperatur, 50o C., auch durch Zentrifugieren der Gemische läßt sie sich deutlicher machen. Uns bewährte sich am besten die Benutzung 48stündiger Kulturen statt 24stündiger, wodurch allerdings ein Zeitverlust entsteht. Solche 48 stündige Kulturen zeigten gegenüber dem agglutinierenden Serum ein viel gesetzmäßigeres Verhalten als 24 stündige, ohne dabei etwa durch normales Serum leichter agglutinierbar geworden zu sein. Die Benutzung des Komplementablenkungsverfahrens ergab uns für die Diagnose keinerlei Vorteile.

In voller Uebereinstimmung mit den vorstehenden Angaben stehen alle neueren Beobachtungen der deutschen Anstalten, wie sie sich andererseits durchaus mit den Angaben der Weichselbaumschen Schule und anderer Forscher decken, die den Meningokokkus in Händen hatten.

Reichen aber diese Eigenschaften aus, um dem M. eine wohl abgegrenzte Stellung in der Bakteriologie zu verschaffen?

Verschiedene Bakterien sind bekannt, die dem Meningokokkus recht ähnlich sich verhalten und wenigstens auf Grund des bloß mikroskopischen Präparates kaum von ihm unterschieden werden können. An erster Stelle ist hier der Gonokokkus zu erwähnen, der sowohl im Originalausstrich wie in solchen der Kultur dem M. so entsprechende Bilder liefert, daß eine Unterscheidung nicht möglich ist. Durch das Kulturverfahren aber ist der Gonokokkus nach unseren Erfahrungen leicht von dem M. zu trennen. Die Gonokokkenkolonie bleibt immer erheblich kleiner, als die Meningokokkenkolonie, erreicht nur etwa Stecknadelknopfgröße, die Kolonien konfluieren nicht und zeigen bei mikroskopischer Betrachtung braune Färbung und meist deutliche Granulierung. Das Gefüge der Kolonie ist zähschleimig und nach Verreiben in 0,9 % iger Kochsalzlösung tritt spontan Zusammenballung ein. In bezug auf das Verhalten gegenüber spezifischem Serum konnten auch wir im Einvernehmen mit verschiedenen anderen Autoren eine gewisse wechselseitige Beeinflussung konstatieren, wobei aber zu beachten ist, daß der Gonokokkus auch durch normales Serum und namentlich Pferdeserum in ziemlich hohen Verdünnungen agglutiniert wird.

Die Fundstätte der übrigen bisher bekannten M. ähnlichen Bakterien ist fast ausschließlich der Nasenrachenraum. Der am häufigsten hier beobachtete Gram-negative Kokkus, der Micrococcus catarrhalis, bildet auf der Ascitesagaroberfläche runde, weiße, kompakte Auflagerungen mit trockener glanzloser Oberfläche. Mit schwacher Vergrößerung betrachtet erscheinen die Kolonien braun granuliert, der Rand ist meist unregelmäßig. Die Kolonie hat ein zähes Gefüge und verreibt sich schwer zu einer homogenen Suspension. Im Gegensatz zum M. wächst er von vornherein gut auf gewöhnlichem Agar, eine Eigenschaft, die differenzialdiagnostisch wohl verwertbar ist. Das mikroskopische Präparat zeigt weniger ausgesprochene Diplokokkenlagerung. Traubenzucker und Maltose werden von diesem Kokkus nicht angegriffen. Ausser dem Micrococcus catarrhalis kommen verschiedene Gram-negative Diplokokkenarten im Rachen vor, denen die Bildung gelber Pigmente gemeinsam ist. Von diesen kann am leichtesten noch der Diplococcus flavus I zu Verwechselung mit dem M. Veranlassung geben. Derselbe bildet auf der Ascitesagarplatte den Meningokokken außerordentlich ähnliche Kolonien, die bei schwacher Entwickelung des Pigments, wie es bei 24 stündigen Kulturen der Fall zu sein pflegt, häufig nicht von denen des Meningokokkus unterschieden werden können. Auch die Strichkultur, die einen homogenen saftigen Rasen darstellt, kann noch bei der Beurteilung Schwierigkeiten machen. Vor Verwechselungen schützt man sich, indem man etwas von der Kultur auf die Nadelspitze nimmt und auf eine etwa vorhandene Gelbfärbung achtet, die die junge Meningokokkenkultur niemals zeigt. Im mikroskopischen Präparat ergibt der Flavus I dem M. sehr ähnliche Bilder, doch fehlen bei jungen Kulturen in der Regel die Involutionsformen. Der Diplococcus flavus II ähnelt morphologisch mehr dem Micrococcus catarrhalis. Die Kolonie ist kompakt, von zähem Gefüge und nicht gleichmäßig in Kochsalzlösung suspendierbar. Die Pigmententwickelung ist schwächer als beim Flavus I, wird aber deutlicher auf bluthaltigen Nährböden und auf der Löfflerplatte. Der Kokkus wurde häufig bei gewissen Anginen gefunden. Der Diplococcus flavus III, anscheinend nur ganz vereinzelt vorkommend, gedieh in den ersten Generationen nur auf bluthaltigen Nährböden und war dadurch von den beiden Flavusarten, die auch auf gewöhnlichem Agar gut fortkommen, unterschieden. Die Flavusarten vergären wie der Meningokokkus Traubenzucker und Maltose. Der Flavus I und II auch Lävulose. Der von mir im klinischen Jahrbuche als besondere Art aufgeführte Diplococcus siccus, der sich durch eine eigentümliche, unregelmäßige, gerunzelte Kolonie auszeichnete, scheint nur eine besondere Wuchsform des Diplococcus flavus II zu sein. Der Micrococcus cinereus ist durch sein grobes, unregelmäßiges, stellenweise oblonges Korn schon mikroskopisch von dem M. leicht zu unterscheiden.

Leichter vielleicht als alle die vorgenannten Arten kann ein von mir als Diplococcus mucosus bezeichnetes Lebewesen mit dem M. verwechselt werden. Der Diplococcus mucosus ist allem Anscheine nach dasselbe Bakterium, das Droba und Kuçera in Nasensekrete fanden und als Pseudo-M. bezeichneten, und das auch Weichselbaum und Cohn in einer Arbeit aus dem Sommer 1905 beschrieben. Dasselbe bildet üppige 3-4 mm breite, grau durchscheinende Kolonien, die durch eine schleimige, viscide Beschaffenheit ausgezeichnet sind. Es gedeiht auch gut auf Agar sowie Gelatine bei Zimmertemperatur und soll nach den Angaben von Weichselbaum, Droba und Kuçera für Mäuse pathogen sein. Das mikroskopische Präparat ergab gramnegative Diplokokken und namentlich Tetraden, die anscheinend von einer Kapsel umschlossen waren.

Alle hier von mir aufgeführten M.-ähnlichen Bakterien sind bei Beobachtung der kurz hier skizzierten Eigenschaften leicht von den M. zu unterscheiden. Noch nicht spruchreif erscheint mir dagegen die Frage, ob sich unter den Bakterien, die alle uns bekannten Eigenschaften der M. zeigen, noch Pseudomeningokokken verbergen. Meine während der Epidemie gewonnenen Vermutungen, daß sich nach dem Verhalten gegenüber der Agglutination solche Pseudoformen abgrenzen ließen, haben noch keine sichere Grundlage gewonnen. mir sichere Angaben von anderer Seite bisher nicht bekannt.

Auch sind

Zu den M.-ähnlichen Bakterien habe ich, wie schon an anderer Stelle erwähnt, nur solche Mikrokokken gerechnet, die nach Form und Lagerung und durch unbedingt gramnegatives Verhalten wenigstens in mikroskopischen Präparaten dem M. ähnlich erscheinen. Damit fallen für die Darstellung alle diejenigen Bakterien aus, die von einzelnen Autoren hier und da bei der Genickstarre gefunden und in Anlehnung an die Jägersche Beschreibung als M. ausgegeben wurden. Auch die sogenannte Jägersche Modifikation, auf die ich noch glaube eingehen zu müssen, gehört streng genommen nicht hierher, da schon das mikroskopische Präparat ein von den M. wesentlich abweichendes Bild liefert. Die Jägersche Modifikation oder der Diplococcus crassus, wie ich dieselbe genannt habe, ist als grampositiv zu bezeichnen, wenn auch aus noch nicht aufgeklärten Gründen bisweilen eine Anzahl von Individuen die Färbung nicht angenommen haben. Auf der Aszitesagarplatte tritt der Kokkus in Gestalt sehr kleiner, bei mikroskopischer Betrachtung deutlich granulierter, Kolonien auf, die bei weiterem Wachstum eine Hofbildung zeigen. Brüttemperatur ist für das Wachstum nicht unbedingt erforderlich, ebensowenig wie der Zusatz von genuinem Eiweiß zum Nährboden. Zusatz von Blut zu dem Nährboden begünstigt dagegen das Wachstum und verringert erheblich die Neigung dieses Kokkus, in Kochsalzlösung wie in Verdünnungen normalen Serums sich zusammenzuballen. Gegen Eintrocknung, sowie gegen sonstige schädigende Einflüsse erweist er sich von großer Widerstandsfähigkeit. Jäger hat früher die Unterschiede zwischen seiner Modifikation und dem eigentlichen Weichselbaumschen Kokkus als unwesentlich hinzustellen versucht. Neuerdings scheint er sie anzuerkennen, erklärt aber die Modifikation, und zwar namentlich auf Grund seiner früheren positiven Agglutinationsbefunde, für eine Mutation des Weichselbaumschen Kokkus. Die Agglutinationsbefunde konnten von anderer Seite nicht bestätigt werden und auch unseren weiteren Nachprüfungen gelang es nicht, eine Agglutination des Diplococcus crassus mit Meningokokkenserum herbeizuführen. Wenn sich Jäger ferner auf neuere anderweitige Erfahrungen mit der Mutation bezieht es sind El-torstämme und die Kolimutation von Massini gemeint SO erscheint mir dieser Vergleich aus dem Grunde nicht passend, weil die Unterschiede zwischen seiner Modifikation und dem Weichselbaumschen Kokkus erheblich weitergehende sind. Im Augenblicke halte ich es jedenfalls für richtig, die Jägersche Modifikation und den Weichselbaumschen Kokkus als durchaus verschieden anzusehen und abzuwarten, ob sich andere Beweise für die Zusammengehörigkeit erbringen lassen, als sie zur Zeit vorliegen.

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